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Sind Ratten die besseren Menschen?
(zuerst veröffentlicht im Februar 2012, aktualisiert am 02.05.2013)

Manchmal sind Literaturnobelpreisträger ihrer Zeit weit voraus. So skizzierte Günter Grass in Die Rättin eine solidarische Rattengesellschaft – und wird jetzt, über 25 Jahre später, von einem interdisziplinären Forscherteam der Universität Chicago um die Neurobiologin Peggy Mason bestätigt: Dieses will nämlich herausgefunden haben, dass Ratten empathiefähig sind und sozial, ja sogar altruistisch handeln (s. u.).

Ihr Versuchsaufbau: Die WissenschaftlerInnen sperrten eine Ratte in eine nur von außen zu öffnende enge Plexiglas-Falle. Dann ließen sie eine zweite Ratte laufen. Diese bemühte sich – wenn nötig, über mehrere Tage hinweg in jeweils einstündigen „Sitzungen“ – darum, die gefangene Ratte zu befreien. Davon ließ sie sich auch durch andere Anreize nicht ablenken: Bot man ihr in einem gleichartigen Plexiglas-Behälter ein Spielzeug oder Schokolade an, befreite sie stets zuerst die gefangene Ratte – und gab im Fall der anschließend geborgenen Schokolade sogar bis zu einem Drittel davon ab.

Nur einige Männchen befreiten die festsitzende Ratte nicht. Laut Peggy Mason waren sie wie gelähmt und „starr vor Angst“, also vor lauter Mitgefühl nicht mehr handlungsfähig.

Nun mögen Nörgler einwenden, der Versuch zeige lediglich eine relativ intelligente Weise, der Erhaltung der Art zu dienen – und würden sich davon sicher auch durch den Gedanken nicht abbringen lassen, dass wir für ein ähnliches Handeln Sankt Martin an jedem 11. November feiern und besingen.

Die ForscherInnen aus Chicago aber sind überzeugt, einen Beleg dafür gefunden zu haben, dass Empathie und soziales Handeln nicht kulturell, sondern biologisch bedingt sei, und wollen ihre Forschungen auf den Menschen ausdehnen.

Und wer weiß: Vielleicht klären sie dann auch, ob es gerade die überlegene Intelligenz der "Krone der Schöpfung" ist, die sie dazu befähigt, bisweilen das absichtsvoll zu suspendieren, was Ratten so eindrucksvoll und nahezu ausnahmslos zeigen.


Zusammengefasst finden Sie die Ergebnisse des Experiments auch in einem vierminütigen Video mit Aufnahmen aus dem Expermient und einem Audiokommentar von Peggy Mason.
Einen deutschsprachigen Bericht über die Studie können Sie hier nachlesen:
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/1624723/.
Ebenfalls online verfügbar ist ein Abstract der Originalstudie, die Science im Dezember 2011 veröffentlichte.
Der ganze Artikel, auch als PDF-Datei, und zusätzliches Material sind zwar nur für registrierte Nutzer kostenlos verfügbar. Die Registrierung selbst ist aber ebenfalls kostenlos. möglich. Eine im Janaur 2012 publizierte Korrektur ist nur für zahlende Abonnenten kostenfrei erhältlich, für alle anderen nur in Form einer eintägigen Lizenz für US$ 20,00.
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